Artikel der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz vom 18.10.2024
![](https://static.wixstatic.com/media/194ac5_45eeed1ca16e439e9d0e9f52e1271a99~mv2.jpg/v1/fill/w_980,h_613,al_c,q_85,usm_0.66_1.00_0.01,enc_auto/194ac5_45eeed1ca16e439e9d0e9f52e1271a99~mv2.jpg)
Lukas Stallmann gestaltet als “Young Professional” den Weg in die Zukunft
Die Schulzeit ist fast vorbei, und die Zukunft klopft immer lauter an die Tür. Eine Frage, die viele junge Menschen umtreibt – oft unterstützt durch die Ratschläge von Eltern, Freunden und Verwandten: Was willst du später einmal machen? Welche Fähigkeiten bringst du mit? Und wohin soll dein Weg führen? „Irgendwas“ als Antwort passt heute kaum noch zur Lebensrealität junger Menschen. Die Erwartungen an den zukünftigen Beruf sind höher geworden. Die Jugend von heute weiß, was sie will, und legt großen Wert auf klare Ziele.
Der ideale Job sollte mehr bieten als nur den täglichen Trott: Er sollte Freude machen, Sinn stiften und Raum für persönliche und berufliche Weiterentwicklung bieten. Ob Sicherheit, Abwechslung oder Aufstiegsmöglichkeiten – die Erwartungen an die Zukunft sind vielfältig. Besonders gefragt sind Berufe, die mit Menschen zu tun haben, die der Gesellschaft nutzen oder die sich mit Themen wie Umweltschutz und moderner Technik beschäftigen.
Für Lukas Stallmann aus Ippenschied in der Nähe von Bad Sobernheim war schon früh klar, was er mal werden will. “Schon im Kindergarten wollte ich Bauingenieur werden”, erinnert sich der 24-Jährige, der auch Mitglied im Netzwerk Young Professionals der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz ist. Und der Berufswunsch hat sich in den folgenden Jahren weiter vertieft. “Bedingt natürlich auch dadurch, dass ich praktisch auf der Baustelle groß geworden bin.” Stallmann kommt aus einer Bauunternehmer-Familie. Die Firma besteht heute in fünfter Generation, ihre Anfänge reichen zurück bis ins Jahr 1888.
Doch der junge Ingenieur wiegelt ab, dass der familiäre Druck zum Berufswunsch geführt habe: “Meine Familie hat immer gesagt, sie stellen es mir absolut frei, ob ich die Nachfolge antreten möchte oder auch nicht. Dementsprechend konnte ich eine freie Entscheidung treffen”. Die Faszination für den Beruf war einfach zu groß, als dass er einen anderen Beruf hätte wählen wollen. “Am Ende des Projekts steht ein fertiges Bauwerk, das betriebsbereit ist und dann 60 bis 80 Jahre Bestand hat – vielleicht sogar noch, wenn man selbst längst im Rentenalter ist.”, sagt Stallmann und erzählt weiter: “Das erlebe ich oft mit meinem Opa. Wenn wir zusammen unterwegs sind, zeigt er mir häufig Gebäude und sagt: ‚Da habe ich mitgebaut, und dort auch.‘ So kann man den nachfolgenden Generationen immer wieder zeigen, an welchen Projekten man selbst beteiligt war. Das ist genau die Faszination, die dieses Berufsbild und die gesamte Bauindustrie für mich ausstrahlen.“
Vor wenigen Wochen hat Stallmann sein Masterstudium an der Hochschule Mainz erfolgreich abgeschlossen. Lobend hebt er hervor: “An der Hochschule Mainz gibt es im Bereich Bauingenieurwesen eine sehr gute Lehre. Die Professoren sind den Studierenden gegenüber sehr aufgeschlossen und immer ansprechbar. Das liegt vermutlich auch daran, dass die Hochschule eher klein ist, wodurch der Austausch mit den Professoren sehr intensiv ist. Das führt zu einer qualitativ hochwertigen Lehre.” Das Studium, die Unterstützung durch die Professoren, seine Zeit als Werkstudent – all das haben den 24-Jährigen in seiner Berufswahl bestärkt. Nie habe er verspürt, seinen Weg anders einschlagen zu wollen. “Aber das Studium ist kein Selbstläufer, das muss einem klar sein. Es gibt bestimmte Module, wie zum Beispiel Technische Mechanik oder Baustatik, die sehr abstrakt und stark mathematisch geprägt sind. Da musste ich viel Zeit investieren.”
Das hat er mehr als erfolgreich getan und ist nun in fünfter Generation als Geschäftsleiter in das Familienunternehmen eingestiegen. Der 93-jährige Großvater ist die dritte Generation, der Seniorchef und Vater Helmut Stallmann die vierte und Lukas Stallmann nun die fünfte Generation. “Ich wurde schon von klein auf an den Betrieb herangeführt und habe während meines Studiums gleichzeitig als Werkstudent im Unternehmen gearbeitet. Dabei war ich auch schon in die Projektleitung eingebunden, sodass das für mich nichts völlig Neues ist”, erklärt Stallmann. Trotz seines jungen Alters von 24 Jahren hat Lukas Stallmann schnell eine feste Position im Unternehmen eingenommen. „Wir haben langjährige Mitarbeiter, die mich von klein auf kennen und wissen, was ich kann“, erklärt er. Die Herausforderung, der sich manche Absolventen stellen müssen, wenn sie frisch von der Uni ohne Praxiserfahrung auf erfahrene Kollegen treffen, sieht er bei sich nicht. „Ich habe den nötigen Respekt vor der Berufserfahrung der älteren Kollegen, aber gleichzeitig auch schon eine gute eigene Berufserfahrung gesammelt. So funktioniert die Zusammenarbeit bei uns reibungslos.“
Neben seiner Rolle im Unternehmen ist Lukas Stallmann auch an der Entwicklung neuer Projekte beteiligt. „Ich bin aktuell in Teilzeit angestellt, wobei ich 80 Prozent meiner Zeit in das Unternehmen investiere und die restlichen 20 Prozent für eine Neugründung aufwende, die zum 1. Januar 2025 starten wird. Diese Neugründung wird als Synergieunternehmen zu unserem Bauunternehmen agieren“, erklärt er. Eine weitere Idee seiner Arbeit liegt in der Konzeptionierung einer stationären Vorfertigung von Bauteilen. „Es ist äußerst spannend, Bauteile in Serie vorzufertigen, da dies nicht nur die Effizienz steigert, sondern auch unsere Mitarbeiter auf der Baustelle entlastet. Die Unterstützung des Personals vor Ort ist für uns von großer Bedeutung, da sie unter schwierigen Bedingungen den Gewinn erwirtschaften“, betont Stallmann. Darüber hinaus ist er mit der Optimierung interner Prozesse beschäftigt. „Aktuell arbeite ich an der Einführung von künstlicher Intelligenz in unseren Angebots- und Abrechnungsprozessen. Dies ist ein zentraler Punkt, um einen höheren Automatisierungsgrad zu erreichen und so schneller und effektiver Angebote und Abrechnungen zu erstellen.“
Für Schülerinnen und Schüler oder auch junge Studierende, die Interesse an dem Berufsbild Bauingenieur haben, hat Stallmann ein paar Tipps. Neben der beruflichen Praxis und der Entwicklung neuer Projekte sollten Schüler und Studierende auch frühzeitig eigene Erfahrungen - so wie er auch - sammeln. Praktika oder Werkstudententätigkeiten bieten die Möglichkeit, theoretisches Wissen in der Praxis anzuwenden und wertvolle Einblicke in die Branche zu gewinnen. So lassen sich nicht nur erste berufliche Kontakte knüpfen, sondern auch wichtige Erfahrungen sammeln, die für den weiteren Karriereweg von Bedeutung sind. „Praktische Einblicke sind entscheidend, um das theoretische Wissen anzuwenden und zu vertiefen. So erhält man nicht nur wertvolle Erfahrungen, sondern kann auch wichtige Kontakte knüpfen“, erklärt er.
Außerdem ist es ratsam, den Austausch mit erfahrenen Kollegen zu suchen. Networking und das Lernen von anderen spielen eine zentrale Rolle, um den eigenen beruflichen Horizont zu erweitern. Offenheit für aktuelle Entwicklungen, wie etwa den Einsatz von künstlicher Intelligenz, und eine kontinuierliche Weiterbildung sind ebenfalls entscheidend, um in der Bauindustrie langfristig erfolgreich zu sein. Mit diesen Schritten können junge Menschen ihre berufliche Zukunft aktiv gestalten und sich auf die Anforderungen der Bauindustrie vorbereiten.
Eine weitere Möglichkeit für junge Ingenieure, sich zu vernetzen und Unterstützung zu erhalten, bietet das Netzwerk „Young Professionals“ der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz. Egal, ob noch im Studium oder am Beginn der beruflichen Laufbahn – das Netzwerk verbindet junge Ingenieurinnen und Ingenieure aus verschiedenen Fachrichtungen und fördert den Austausch und die Entwicklung innovativer Projekte. Erfahrene Beratende Ingenieure und Seniormitglieder stehen den Teilnehmenden als Mentoren zur Seite und unterstützen sie auf ihrem beruflichen Weg – und das vollkommen kostenfrei.
コメント